In Sachen Social Media

 

Wir waren da, wir waren toxisch, wir sind nicht mehr ...
(dort)


Profil, Paganinisberlin, Twitter


Es ist wie mit einer Beziehung. Ein Kapitel endet.
 
Wir sind die gewesen, die zunächst sachte vor sich hin schmollten, nachdem sie durch die Kneipenbekanntschaft mit Twitter-Menschen in eine Art Beziehung/Abhängigkeit gerieten, dann selbstbewusster ihren Weg verfolgten, indem sie Erwartungen erfüllten, aber mit einem Schuss Rixdorf/Berlin im Anschlag, schließlich trotzig darauf bestanden, dass ihr Independent-Schreiben Anerkennung findet und schließlich einknickten, indem sie nur noch Feuilletons veröffentlichten. (Damit kein Missverständnis entsteht: we love Feuilleton!)

Dazwischen schrieben wir mit Liebe und Begeisterung über die, die in Social Media kein Echo fanden, obwohl (oder gerade weil) sie outstanding waren. ("Selbst schuld, wenn ihr sowas tut!")

Im Ernst, kaum ein Finger rührte sich, als wir nach Jahren des Mobbings um Hilfe riefen...
Im Gegenteil, die eigentlichen Mobber waren (vielleicht) schon weg, als die Mitläufer um ihr Leben zu rennen begannen, weil wir sie (toxisch!) in unser Dilemma verstricken könnten.

Um was es geht? Misogynie, Rechtslastigkeit, Arroganz, Homophobie und überhaupt. Das alles sind wir. Einfach, weil es in den jeweiligen Kram passt, dass wir das sind. 
Und, ganz schlimm, eine gewisse Autorin halten wir auch nicht für Hemingway, Colette oder de Beauvoir. SKANDALE!!!

Wir waren da, wir waren toxisch, wir sind nicht mehr (dort).
(23. Mai 2025)

P.S.) Was es mit den o.g. Vorwürfen gegen uns auf sich hat? Man lese unsere Blogs, unsere Texte und sehe selbst ...





11 Jahre Social Media (Twitter, später Bluesky) sind das nun, die es nach und nach aus dem Pelz zu schütteln gilt. Es begann für uns ohne jede Erwartung und ohne Konzept, Twitter wurde dann spätestens in der Corona-Zeit zu einer Art "Kneipen-Ersatz", in der sich wiederum bierernste Menschen zeigten, die sich gegenseitig niedermachten, um zu überleben (?) und irgendwann zauberte dann jemand irgendwo unser 10 Jahre altes Buch "Sehnsucht" aus dem Hut und uns ward ganz sonderbar. Damit begann ein "Höhenflug" von Paganini`s Berlin, hinein in diverse Diskussionen, die da waren: "Lohnt es sich, wenn man sich an diese Redaktion ranschmeißt, oder lohnt es nicht." Es lohnte letztlich nicht, wir sind gescheitert, viele andere nicht.
Soweit der Stand der Dinge. 

Wir freuen uns, freuen uns herzlich, dass wir uns wieder an die Zeit erinnern, die auch ohne Social Media einen irgendwie gearteten Horizont aufwies, bedanken uns artig (und jawohl, mit Freude) für all die Erfahrungen in jener schrägen Welt. Einer Welt, von der wir gar nicht überzeugt werden konnten und einer Welt, die wir für die Kunst - vornehmlich den Literaturbetrieb - nicht wirklich glückbringend empfinden. Die große Chance, auf SoMe am Mainstream vorbei kramen zu können, wird hier kaum ergriffen. Neugierde auf (im wahrsten Sinn des Wortes) unerhörte, extravagante, tollkühne Literatur findet sich so gut wie nicht. (Zumindest nicht außerhalb mancher Verlags-Seiten.)

Stattdessen gibt es durch SoMe aufbereitete Propaganda (verkaufsfördernd immer: Feminismus, Antifaschismus, Pro-Queer etca.), durchschaubares sowie wohliges "Wir-sind-Mehr"-Marketing, Lobbyismus und stete Ausbreitung der Parole:
"Das ist ein Meisterwerk!" 
(Wohlgemerkt ist gegen Antifaschismus, Feminismus und queere Thematik wahrlich nichts einzuwenden, aber die Plakette allein macht noch keine Kunst. Und: diese  Themen sind, Gott sei Dank, in der Literatur tatsächlich nicht erst seit Social Media zu finden. Und: Literatur verweigert sich manchmal sehr gerne und sehr gut vereinfachenden Schubladen oder Etikettierungen.)

Dabei werden leider die Kriterien jubelnder (teils vor Veröffentlichung unter das willige Volk gebrachten!) Beurteilungen nicht näher reflektiert, benannt, bedacht, denn - letztlich - ist das ja alles ganz egal, die SoMe-Neo-Kapitalismus-Maschine muss sich einfach weiter drehen ... 
Jawohl: Sie funktioniert und dreht und weitet sich aus. Das Schneeball-System aus gegenseitigem hype-up funktioniert einwandfrei.

Im Vordergrund stehen (bei viel "Relevanz" natürlich!) leichte Lesbarkeit, Unterhaltsamkeit und damit einhergehend ein gewisser Hang zur Eindimensionalität, es muss auf SoMe ja doch alles einer Massentauglichkeit unterworfen werden. Nur dann klappt es mit den "Herzen" und den Klicks. Die gut gemeinte Demokratisierung von Literatur bringt so leider weder die Demokratie noch die Literatur weiter. Denn die Kriterien des Literarischen werden stillschweigend durch Kriterien des Politischen ersetzt, wobei die political correctness nur zu gerne als vorgeschobenes Instrument zur Beseitigung von rivalisierenden, literarischen Strömungen eingesetzt wird. 

Dabei wird auf der großen SoMe-Party der Book-InfluencerInnen gänzlich geleugnet, dass es sehr wohl um Geschäft und um Macht geht und keineswegs um puren Idealismus. So findet selbstverständlich eine reflektierende Auseinandersetzung nicht statt oder läuft, falls von Außen forciert, ins Leere. Wirkliche Debatten werden erstickt (folgende Totschlagsargumente ziehen IMMER: "misogyn", "faschistoid", "homophob"), die "künstlerische" Echokammer wird zum inzestuös anmutenden, sektiererischen Einheitsbrei, der ziemlich gnadenlos gegen andere Stimmen vorgeht. Gruppendruck at it´s most evil! Eine noch so gut gemeinte Ideologie ist kein Ersatz für eine Ästhetik ...

Es ist leider schwierig, nicht wie die missgünstigen Störer einer (Privat-)Party zu wirken, wenn man die Literatur-Bubble hinterfragt. Nicht zuletzt liegt das in der, permanent zur Anwendung kommenden, Strategie der Ausgrenzung begründet, die radikal "Fremdkörper" entweder der Ignoranz oder auch großer Häme aussetzt. So funktioniert Gleichschaltung! 

Es ist umso wichtiger, dass Verlage (und Förder-Mechanismen des Betriebs) sich weiter ihrer Verantwortung gegenüber der Vielzahl an Spielarten von  Literatur bewusst bleiben und die Literaturkritik sich weiter bemüht, vom Druck der Sozialen Medien weitgehend frei zu bleiben. Beides erfordert immer wieder auch Verzicht auf Sichtbarkeit und Harmonie! 
(Juli 2025)



P.S.1) Resümieren wir SoMe, fällt uns immer das Märchen "Des Kaisers neue Kleider " ein.
Nur würde auf SoMe das Kind als Sau durchs Dorf gejagt werden ...

P.S.2) Um nicht den Anschein zu erwecken, unsere Ansichten und Erfahrungen würden eventuell von den Autoren und Autorinnen der auf dem Blog Paganini´s (Berlin) besprochenen Bücher mitgetragen oder mit jenen in irgendeinem Zusammenhang stehen, hat die Paganini´s-Redaktion diesen Blog-Post ins Lit-Mag gepackt.

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