Leseprobe III (#BOOK!)
Klaras Traum
Ich liege im warmen Schatten des Baumes, lecke mein dichtes, graues Fell. Meine Flanke schmerzt etwas. Ich lausche auf das Heulen eines schwarzen Gefährten in der Ferne. Auf einmal ein Knistern vor mir. Hinter einem Busch, durch diesen nur halb verdeckt, sehe ich einen Jäger stehen. Er erinnert mich entfernt an jemanden, ja, er sieht ein wenig aus wie Rolf Dieter Brinkmann. Der Jäger schiebt das Zielrohr eines langen, schwarzen Gewehrs durch das Gesträuch und zielt in meine Richtung. Ein Zittern bewegt meinen Körper, doch ich verharre im Sand. „Puff“, sagt der Mund des Jägers, fast mit einem Lächeln. Mich packt eine rasende Wut, ich fühle die tiefsitzende Angst in meiner Seele und erlöse die Spannung meines Körpers, in einen gezielten Sprung an die Kehle des Jägermanns. Meine Zähne vergraben sich zwischen Haut, Muskeln und Knochen, Blut läuft in meinen Rachen, der Jäger starrt, wie in Trance, in meine Augen, ein Rausch erfasst mich, wie bebende Liebeslust … Und dann: jähes Erwachen!
![]() |
"Wolf u. Mann", kreiert u. bearbeitet in Microsoft-Bildgenerator |
Golos Traum
Ich sitze in einem großen, üppigen Garten auf einer blödsinnigen Hollywood-Schaukel. Da schaukele ich unbestimmt von vorne nach hinten und wieder nach vorne. Neben mir sitzt Klara Goldwater, meditativ in tiefe Fernen blickend, sich dennoch leicht wie ein Windhauch an mich schmiegend. Mich erfasst ein Grauen, undefiniert, ungreifbar, bis ich dem Blick von Klara folge und eine Ricke mit ihrem Kitz auf mich zulaufen sehe. Die beiden bewegen sich wie in Zeitlupe, die sanften, braunen Augen erinnern mich an jemanden, den ich nicht erinnern möchte. Ich greife nach dem schwarzen, glänzenden Gewehr, das auf einmal auf Klara Goldwaters Schoss liegt, quer über ihre Knie gebettet, ziele in Richtung Ricke, die sich schützend vor ihr Kitz gestellt hat, in der ewigen Opferbereitschaft der Liebenden, ein lautes, schallendes Lachen beginnt mich zu schütteln, ergreift meine Seele und meinen Körper wie einen Besessenen und ich richte den Gewehrlauf auf mich, nehme die Spitze des schwarzen, kalten Laufs in meinen Mund und sofort löst sich der knallende Schuss … Mit diesem: jähes Erwachen.
(Aus dem unveröffentlichten Manuskript #BOOK!, S. 74)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen